Castello Montegualandro
Castello Montegualandro mit seiner atemberaubenden Aussicht über den See bis zu den Sibillinischen Bergen ist einer meiner Lieblingsorte in Umbrien.

Anfahrt: 15 min. Anstieg: 20 min.

Einleitung
Zur richtigen Zeit am richtigen Ort… Als ich (mal wieder…) um die Burgmauern von Castello Montegualandro herum schlenderte, am stets verschlossenen Burgtor vorbei und dabei die atemberaubende Aussicht von hier oben genoss, begegnete ich drei weiteren Menschen. Einer von ihnen zog tatsächlich einen riesigen Schlüssel aus seiner Tasche und …ja!…. er öffnete das schwere Eisentor. Was für ein Moment! Wie oft habe ich schon davor gestanden und mich gefragt, was sich dahinter verbirgt! Der „Mann mit dem Schlüssel“ lud mich ein, an seiner kleinen privaten Führung für seine beiden Bekannten teilzunehmen.


Und das ist, was ich über diesen wunderschönen Ort gelernt und hinter den hohen Burgmauern gesehen habe:
Seine Geschichte (ein Teil davon)
Die Etrusker waren hier zwischen 600 und 700 v. Chr., Hannibal im Jahr 217 v. Chr. und Karl der Große um 800 n. Chr.
Ich hatte gelesen, dass um das Jahr 1000 das Städtchen Castiglione del Lago und die Gegend um den Trasimenischen See (also auch sämtliche kleine und größere Festungen) aufgrund ihrer strategischen Lage lange Zeit zwischen den Städten Perugia, Arezzo und Siena umkämpft waren. Später wurden diese Territorien schließlich von Perugia eingenommen.
Hier können Sie weitere Informationen finden:
https://www.aboutumbriamagazine.it/en/2018/05/03/castiglione-del-lago/
Nachfolgender Link handelt von Castiglione del Lago im Mittelalter:
https://www.italythisway.com/places/articles/castiglione-del-lago-history.php
Kaiser Friedrich II
Um 1240 zog Kaiser Friedrich II. (ein Enkel von Barbarossa) in die kleine Festung von Montegualandro ein. Die Umbrier um Perugia und den Trasimeno-See sollen den neuen Herrscher sehr gefürchtet haben. Auch das Verhältnis zwischen Friedrich II. und Papst Innozenz V. war stets schlecht und von ständigen Spannungen geprägt. Dies mag dazu beigetragen haben, dass der Kaiser nicht im Castello di Montegualandro blieb. Er starb 1250 unweit des Castello Montegualandro, in Castel Fiorentino bei Cortona.
Papst Innozenz V
Nun belagerten die Umbrier selbst die Burg, was den Papst sehr verärgerte. Innozenz V. schickte daraufhin seine Truppen, um seine Ansprüche zu demonstrieren und Macht zu zeigen. Er ordnete nicht nur den Bau der kleinen (heute noch gut erhaltenen) Kirche an, sondern ließ auch eine zweite Mauer errichten (das ist die, die man heute sieht). Dies war nur möglich, indem man unzählige Mengen an Erde aufschüttete. Von der ursprünglichen Burgmauer aus der Zeit davor ist heute nur noch ein kleiner Teil erhalten, der aber unterirdisch liegt und nicht sichtbar ist.


Es scheint, dass der jetzige Papst die Burg irgendwann später in der Geschichte einem bedeutenden „cavaliere“ (Ritter) geschenkt hat, sein Name, ein Datum und weitere Informationen sind nicht bekannt.
Mein „Guide“ wusste zu berichten, dass Castello Montegualandro bis 1952 offiziell bewohnt war, danach nicht mehr. Diese letzten Bewohner kümmerten sich anscheinend nicht besonders um die Burg, auch sind die im Wohnbereich ausgestellten Lanzen nicht echt und die erhaltenen Dekorationen weder schön, noch von besonderer Bedeutung.


Was sonst noch zu sehen ist
Gleich nach der Tor-Auffahrt befindet sich gleich zur Rechten ein sehr gut intaktes neueres Wohnhaus mit fünf Apartments, das wir jedoch nicht besichtigen konnten. Es muss von den letzten Bewohnern von Castello Montegualandro gebaut worden sein.


Angrenzend an das Wohngebäude befindet sich die kleine Kirche. In einem ihrer Fenster lässt sich das damalige Bodenniveau der Burg noch erkennen.


Links der Auffahrt steht ein imposantes, verwinkeltes Hauptgebäude mit einem rechteckigen Turm.


In einem der Kellerräume gibt es Hinweise darauf, dass Olivenöl hergestellt und gelagert wurde.


Die Erntehelfer wohnten außerhalb der Festung. Diebe und Arbeitsverweigerer wurden mit einer Holzaxt geköpft. Dazu diente der viereckige Stein neben dem Eingang des Hauptgebäudes.

Es gibt einen Brunnen mit schlechter Wasserqualität, der heute nicht mehr genutzt wird, ein zweiter Brunnen befindet sich außerhalb der Burgmauern und ist noch in Betrieb.

Von dem ehemaligen Gefängnis kann man nicht mehr viel erkennen, und es ist nicht sicher, wann es gebaut wurde. Aber die Reste eines davor befindlichen Rundturmes sind erhalten. Der Bau eines solchen Turms in der Mitte einer Burg war damals üblich. Die Bewohner konnten sich dorthin zurückziehen, wenn Gefahr drohte.

Anmerkung
Der Mann, der uns durch das Schloss führte, erklärte, er sei eines der acht Mitglieder einer „Genossenschaft“, die sich heute um die Instandhaltung von Castello Montegualandro kümmert. Für sie kommt es nicht in Frage, die Burg für die Öffentlichkeit, noch für private Besucher oder kulturelle Veranstaltungen zu öffnen.

Schlusswort
Die Geschichte der kleinen, auf einem Hügel bei Tuoro Sul Trasimeno gelegenen Burg „Castello Montegualandro“ ist keineswegs vollständig, aber vielleicht könnt ihr euch anhand der spärlichen Informationen und der Fotos ungefähr vorstellen, wie das Leben hier oben in den jeweiligen Epochen ausgesehen haben mag.

Aber… wie ich schon sagte… noch schöner als die Geschichte… ist die unglaubliche Aussicht! Ganz besonders in den Wintermonaten, wenn man die Schnee bedeckten Monti Sibillini am Horizont erkennen kann.
