Durch die Stille der Natur – auf Eselpfaden, entlang eines römischen Aquädukts bis zu einem sagenhaft schönen, alten Dorf, mitten im Nichts
Was macht diesen Wanderweg so einzigartig? Es ist nicht nur die Lage: Die Wanderroute mißt 5,6 km, liegt am südlichen Rand des Monte Subasio (1290 m), einer Gebirgskette zwischen Umbrien und den Marken, und ist für jedes Alter geeignet. Sie beginnt oberhalb des wunderschönen Örtchens Spello und endet (für mich) in Collepino, einem völlig entlegenen mittelalterlichen Burgdorfes. Hier kann man die wahre Essenz Umbriens einatmen, während man durch Olivenhaine spaziert und atemberaubende Ausblicke auf umliegende Täler geniesst. Darüber hinaus kann man antike Überreste aus der Römerzeit bewundern, denn die Route verläuft entlang und auf einem römischen Aquädukt.
Aquaeductus romanus
Dieses mächtige Bauwerk aus der Zeit des Kaiser Augustus hat bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die gesamte Stadt Spello mit Wasser versorgt. Manche Teilabschnitte wurden überirdisch aus weißem und rosafarbenen Kalkstein lokalen Ursprungs in Terrassenform angelegt, andere verlaufen unterirdisch. In einem Teil der Strecke dient die Mauer als Stütze für die Straße, die Spello mit dem schönen Dorf Collepino verbindet. Durch die verschiedenen Erdrutsche kann man unterwegs stellenweise ein Bett aus Lehmziegeln erkennen, über welches das Wasser damals floss. Man kann sich wirklich ein gutes Bild davon machen, wie so früher einmal das Wasser von der Quelle Fonte Canale unterhalb von Collepino bis nach Spello geleitet worden war.
Anfahrt
Auf der SS75 (Assisi – Foligno) nehmt ihr die Ausfahrt Cannara, fahrt parallel dazu Richtung Spello weiter und überquert die erste Brücke links über die Autobahn. Nun biegt ihr an der Via delle Regioni rechts ab und nehmt gleich die erste links = Via Poeta. Dieser folgt ihr bis zum gleichnamigen (kostenlosen) Parkplatz Parcheggio Poeta rechterhand, kurz vorm oberen Stadttor von Spello.
Fonte Bulgarella (Startpunkt)
Um zum eigentlichen Startpunkt der Wanderroute zu gelangen, geht ihr vom Parkplatz kurz zurück zur Via Poeta, überquert diese und folgt nun der Via Bulgarella etwa 200 m lang den Hinweisschildern „Collepino/ acquedotto romano“ bis zur „Fonte Bulgarella“, einer alten Eseltränke. Hier ist sozusagen der Startpunkt der Route.
Auf geht´s
Nachdem ihr an der Eseltränke eure Wasserflaschen aufgefüllt habt, folgt ihr links ein kurzes Stück dem Weg, leicht bergauf, entlang der letzten Häuser und Villen, bevor ihr leicht rechts abbiegt. Es geht immer schön entlang des Aquäduktes, durch Olivenhaine und Buschland, dann überquert ihr die Autostrasse und das Aquädukt befindet sich nun linkerhand von euch. Als nächsten Anhaltspunkt könnt ihr die sog. „drei Bögen“ des Aquädukts nehmen.
Ich möchte nicht alles vorwegnehmen, aber während eurer Wanderung durch diese traumhafte Stille der Natur werdet ihr drei Brücken überqueren, den Ponte Corvara, den Ponte della Moie und den Ponte di Parasacco (18 Meter hoch, ein einziger steinerner Torbogen), viele Schmetterlinge sehen, Eidechsen oder auch größere hellgrüne Gekkos. Ihr begegnet mehreren natürlichen Wasserquellen und kommt an der sog. „curva del rosmarino“ vorbei, ihr seht wild wachsende Feigenbäume, eine sehr große Eiche und den „Belvedere“ mit Sicht auf Spello. Und zwischendurch eröffnet sich immer wieder ein wunderbares Panaroma auf die Täler des Apennin.
Eigentlich endet die Wanderroute entlang des Römischen Aquäduktes an der Fonte del Molinaccio (550 m ü.M.) an der asphaltierten Straße. Aber…
…was ist mit Collepino, seinen Türmen, der Stadtmauer und den schönen Gassen?
… ihr MÜSST einfach die Zähne zusammenbeissen und noch ein kleines Stück (ca. 1 km) weiterwandern – ich sage euch: es lohnt sich! Auch wenn dieser Teilabschnitt der wohl steilste ist. Wenige Meter nach der Fonte del Molinaccio und entlang der asphaltierten Strasse zeigt ein leicht zu übersehender Pfeil nach links: DA müsst ihr hoch, um nach Collepino (600 m ü.M.) zu gelangen. (Bloß nicht ewig auf der Strasse weiterlaufen, dauert ewig…)
Es sind nur wenige Serpentinen! Das kleine frühmittelalterliche Burgdorf Collepino ist mit seinen 35 Einwohner ein echtes, in die Natur eingebettetes, Juwel. Und Flavio, der Besitzer der einzigen in Collepino angesiedelten Bar (La Locanda) erwartet euch mit einem kühlen Getränk! Auch wenn er kein Festtagsmenü anbieten kann, das, was er hat, ist mehr als eine Belohnung für den weiten, nur am Ende sehr steilen Wanderweg, den ihr gemeistert habt!
Das früher als Colle-Lupino (Hügel des Wolfes) bekannte Dorf wurde vollständig restauriert und verfügt noch über Reste der Stadtmauern, vier der sieben ursprünglichen Türme und ein antikes Tor.
Zu wirklich jeder Jahreszeit wunderschön!
Jetzt gibt´s eine verdiente Belohnung!
Flavio hält für euch in seiner Bar stets einen Tisch bereit: sein Angebot ist nicht groß, aber SEHR gut!
◆Bar „La Locanda“ (Meine persönliche Empfehlung: Tagliere vegetariano)