Meine schönsten Routen durch Umbrien und die Toskana
Einleitung
Die nachfolgend beschriebenen Tagesausflüge, Tour 1 – 4, sind eine wunderbare Mischung aus Kurven, Panorama und Kultur. Startpunkt ist dabei die Casa Lauretana. Die Routen verlaufen in verschiedene Himmelsrichtungen, sind unterschiedlich lang und vermitteln daher ständig neue und interessante Eindrücke.
Schon bald sehen wir unterwegs Postkarten-Landschaften…
Die Strecken führen euch auf gepflegten Strassen (meistens jedenfalls) durch die zypressenreiche TOSKANA. Ihr seht d i e Landschaft, die man von der Postkarte kennt: bezaubernde Aussichten, viel ländlicher Charme und mittelalterliche Städtchen.
Oder ihr fahrt durchs kleine, ungeschminkte und wasserreiche UMBRIEN, mit seinen hellgrünen, dunkelgrünen, olivgrünen, moosgrünen, kleeblattgrünen, immergrünen Wiesen, Wäldern und Hügeln.
Auf alle Fälle werden Toskana u n d Umbrien garantiert zu einem unglaublichen Erlebnis!
☛ Fotoapparat nicht vergessen!
Tour 1 – nach Westen (ca. 130 km)
Wegstrecke: Petrignano del Lago – Valiano – Acquaviva – Montepulciano – Pienza – S. Quirico d´Orcia – Bagno Vignoni – Bagni S. Filippo – Radicofani – Sarteano – Querce al Pino – Loc. Quattro Poderi – Montallese – Tre Berte – Salcheto – Pozzuolo- Petrignano del Lago
Richtung Val d´Orcia
Der kürzeste Weg von Petrignano del Lago, bzw. Valiano nach Montepulciano führt über Acquaviva. Ihr umfahrt Montepulciano und folgt den Hinweisschildern über die SP 146 nach Pienza.
Der Abschnitt von Montepulciano nach Pienza und dann nach San Quirico zählt zu den schönsten Italiens und führt, auf gut gepflegten Straßen und begleitet von bezaubernden Aussichten, in das berühmte Tal Val D’Orcia in der Provinz von Siena.
Montepulciano – Pienza
Es lohnt sich, wenige km nach Montepulciano auf einen der Parkplätze zu fahren und einen Blick zurück auf diese beeindruckende, auf dem Hügel thronende, toskanische Weinstadt zu werfen. Montepulciano präsentiert sich von dieser Seite viel schöner als von Osten kommend.
Knappe 4 km hinter Montepulciano befindet sich rechterhand die Käserei Cugusi (Caseificio Cugusi Silvana – Öffnungszeiten täglich 8.00 – 13.00, 15.00 – 18.30 h) . Wer Pecorino kaufen möchte, ist hier an der richtigen Adresse. Etwa 2 km vor Pienza, auf der rechten Seite, kann man bei Ferro Battuto Biagiotti (Öffnungszeiten: 9:00 – 13:00, 15:00 – 19:00 ) eiserne Schmiedekunst bewundern und kaufen. Auch die wenig später auf der linken Seite befindliche Kaffee-Rösterei Torrefazione Caffé GM (Mo-Sa 9.00 – 18.00 h) ist ein Besuch wert, hier wird ein per Segelboot aus Südamerika ganz umweltfreundlich angereister Kaffee angeboten (an der Bar und im Verkauf). Eine Führung durch die Rösterei ist auf Anfrage auch möglich.
S. Quirico d´Orcia – Bagno Vignoni
Ihr lasst Pienza links liegen und fahrt weiter in Richtung S. Quirico d´Orcia. Photographen, Wanderer und Romantiker unter euch – aufgepasst jetzt:
Irgendwann, wahrscheinlich kurvenbedingt auch öfter mal, werdet ihr zwischen den Hügeln eine gewisse kleine Kapelle ausmachen, die euch garantiert bekannt vorkommt: La Cappella della Madonna Vitaleta. Dieser kleine Juwel ist beidseitig von Zypressen umrahmt und zählt, eingebettet in sanfte grüne Hügel, zu den meist photographierten Kirchen der Toskana. Die kleine Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und ist eher uninteressant – es ist ganz einfach ihr magischer Anblick und die malerische, friedliche Umgebung.
Etwa 5 km hinter Pienza steht an der linken Straßenseite ein sehr leicht übersehbares, hölzernes Hinweisschild zur Kirche, man kann hier auf eine staubige, unbefestigte Straße abbiegen, die zu einem großen Parkplatz führt. Ab hier muss man zu Fuß weiterlaufen. Der 15 minütige Wanderweg lohnt sich.
Hat man dafür keine Zeit, hält man bei der Abzweigung zum Agriturismo Poderino (linke Straßenseite) und geniesst von hier die perfekte Sicht auf die Kapelle.
S. Quirico d´Orcia ist jetzt nicht mehr weit, ihr lasst es links liegen, und orientiert euch nach Süden, um auf die alte Römerstrasse Via Cassia (SR 2) abzubiegen, deren Bau auf das Jahr 241 vor Chr. zurückgeht. Hier kommt übrigens jedes Jahr die legendäre Oldtimer Rally „Mille Miglia“ vorbei. Achtung – die langgezogenen Kurven dieser wunderschönen Strecke verleiten zu Geschwindigkeitsüberschreitungen…
Unser nächstes Ziel heisst Bagno Vignoni, ein unerwartetes kleines Juwel un weit der Cassia. Im Dorfkern befindet sich ein großes, stillgelegtes römisches Thermalbecken, das oft als Hintergrundkulisse für ein Hochzeitsfoto dient. Auch ein Spaziergang ausserhalb des Dorfes zu verschiedenen Aussichtspunkten lohnt sich, man kann hier sehen, wie das Thermalwasser zum Hang geleitet wird.
Bagni S. Filippo
Zurück auf der Cassia fahrt ihr weitere 20 km bis nach Bagni San Filippo, wo ihr ausserhalb des Ortes die im Wald gelegenen, warmen, für jedermann frei zugänglichen Schwefel-Naturbecken des „Fosso Bianco“ besucht. Die Schwefel-Kalkansammlungen sehen aus wie Schneegebilde und sind ein beeindruckendes Naturschauspiel. Weil diese hier einem weissen Wal ähneln, nennt man sie „Balena bianca“. Das Auto lasst ihr am Straßenrand stehen und folgt dem Weg hinab, den alle gehen. Wenn die ersten und obersten dieser Wasserbecken „besetzt“ sind, lauft ruhig ein Stückchen weiter, ihr werdet eine schöne Badestelle finden. Gut, wer Aqua-Schuhe mit dabei hat. Umkleiden oder Toiletten gibt es hier nicht. Leider gibt es immer mal wieder unachtsame Badegäste, die trotz der Verbotsschilder die Kaskaden erklimmen, dabei abrutschen und schließlich von der Ambulanz gerettet werden müssen…
Radicofani – Sarteano
Solltet ihr noch Muße für ein weiteres kleines, toskanisches Highlight haben, empfehle ich, wieder unten auf der Via Cassia angekommen, eine der folgenden Abzweigungen nach Radicofani zu nehmen.
Von weitem kann man seine monumentale Burganlage erkennen. Von dort oben hat man übrigens eine fantastische Fernsicht über weite Teile der Toskana (und den alten Franziskanerweg). Wer sich für Geschichte interessiert, sollte auch das Museum innerhalb der Festung besuchen. Radicofani selbst hat sehr gepflegte Häuser, Kirchen und Paläste. Es macht Spaß, durch dieses schöne Dorf zu schlendern und immer wieder die Aussicht zu geniessen.
Radicofani ist der südlichste Punkt unseres Ausfluges, von hier geht es über die SP478 in nördlicher Richtung nach Sarteano und Chiusi, beides kleine Dörfer mit einer netten Altstadt.
Querce al Pino – Petrignano del Lago
In Querce al Pino verlasst ihr die SP478 und haltet euch auf der SP 146 in Richtung Chianciano Terme, bis es rechts ab geht auf die SP50 zum Lago Trasimeno. In Località Quattro Poderi biegt ihr an der Ampel links ab und fahrt auf der geraden, etwas langweilig anmutenden SP 326 parallel zur Autobahn (Achtung fest installierte Autovelox Kästen) durch die Ortschaften Montallese und Tre Berte bis ihr in Salcheto rechts ab über die SP 454 wieder nach Pozzuolo bzw. Petrignano gelangt.
Hunger?
Von der Vielzahl der Cafés, Bars und Restaurants in Bagno Vignoni empfehle ich euch die Osteria del Leone, Via Dei Mulini 3 (12.00 – 15.00 und 19.30 – 22.30 h, Montags geschlossen. In der Hauptsaison ist eine telefonische Reservierung angebracht. Tel: 0577 887300).
Die Kritiken der Trattorie und Restaurants in Radicofani sind eigentlich alle gut, besonders nett sitzt man auf der kleinen Piazza S. Pietro in der Bar/ Enoteca/ Bruschetteria „Al tocco“.
Tour 2 – nach Norden (ca. 135 km)
Wegstrecke: Petrignano del Lago – Tuoro – Montone – Città di Castello – Palazzo del Pero – Castiglion Fiorentino – Camucia – Petrignano del Lago
Heute werdet ihr ein ganz anderes Umbrien kennenlernen als dasjenige der Tour 1.
Über Ferretto geht es Richtung Raccordo autostradale 6 Bettolle – Perugia und 1 km vor der Autobahnauffahrt, in Borghetto, am Ristorante „La Badiaccia“ auf der rechten Seite biegt ihr rechts ab und durchqueren den kleinen Ort Borghetto. Ihr folgt den Schildern Tuoro, die Straße führt unter einer Bahnlinie durch und verläuft ein kurzes Stück parallel zur Autobahn, um dann leicht anzusteigen. An der T-Kreuzung gleich neben der Tapas Bar „Punta Bella“ biegt ihr rechts ab und folgt den Kurven bis ihr nach links einschlagen müsst, um nach Tuoro zu kommen. Die Straße schlängelt sich um Tuoro herum bergan und nach 6 km befindet sich, sozusagen auf dem Bergkamm rechterhand die Bar (Restaurant und Pizzeria) „Lo Scoiattolo“, ein beliebter Treffpunkt für Motorradfahrer und andere Ausflügler. Man sitzt hier sehr schön und hat einen weiten Blick über den See.
http://www.loscoiattololisciano.it/
Ab hier schlängelt sich die Straße in vielen engen Windungen und durch viel Wald (überwiegend Kastanien und Eichen) weitere 6 km abwärts. Unten angekommen, vor Lisciano Niccone, folgt ihr immer noch den Hinweisschildern nach Città di Castello, indem ihr euch zunächst links haltet, und, auf der Hauptstraße bleibend, in Mercatale, gleich wieder rechts abbiegt. Es folgt ein etwa 20 minütiger Teilabschnitt mit deutlich weniger Kurven entlang der toskanisch-umbrischen Regionalgrenze. Ihr seht zunächst überwiegend Sonnenblumenfelder, aber je weiter ihr nach Norden fahrt, desto mehr Tabakplantagen werdet ihr auf der rechten Straßenseite erkennen. Wußtet ihr, dass in Umbrien seit 1575 Tabak angebaut wird? In Niccone fahrt ihr links ab Richtung Città di Castello, und nach knapp 4 km solltet ihr nicht die Abzweigung (rechts) nach Montone verpassen.
Diese bis ins 10 Jahrhundert datierende, kleine, sehr gepflegte Siedlung mit netten Gässchen und einer gut erhaltenen Burg, der Rocca di Braccio, zählt heute zu den schönsten Orten Italiens und ist absolut einen Besuch wert.
Im centro storico kann man wunderbar sitzen einen Cappuccino trinken, einen Aperitivo, oder auch zu Mittag essen.
Von Montone kann man die geschichtsträchtige, am oberen Tiber gelegene und für weißen Trüffel bekannte Römerstadt Città di Castello nach wenigen Kilometern erreichen. Entlang der Stadtmauer gibt es viele Parkplätze, von hier könnt ihr in kürzester Zeit das centro storico erreichen. Ihr werdet staunen, wie Renaissance geprägt Città di Castello ist.
Schon Plinius der Jüngere hat die Eleganz und Schönheit dieser Stadt gelobt. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen der Dom, der Palazzo del Podestà, verschiedene Türme, die Pinakothek des Palazzo Vitelli alla Cannoniera (gute Führungen) mit ihrem bezaubernden Garten, die Buchdruckerei aus dem Jahre 1799 (Tipografia Grifani Donati) uvm.
Nicht verpassen solltet ihr die beiden zu Ehren Alberto Burris in alten Tabakhallen eingerichteten Museen. Burri zählt zu den größten zeitgenössischen Künstlern Italiens und hinterließ einen Großteil seiner Werke seiner Geburtststadt Città di Castello.
https://www.fondazioneburri.org/en/
Wer sich für Kleinmöbel und Antiquitäten interessiert, kann jeden 3. Sonntag im Monat den Retrò Markt der Stadt besuchen. Die Preise sind hier wesentlich erschwinglicher als auf dem berühmten und überlaufenen Antiquitätenmarkt in Arezzo.
Mein persönlicher Tipp für ein Mittagessen im Sommer ist die Trattoria „Il Cacciatore“ in der Via della Broccina 3 (oder 10?). In dieser kleinen Sackgasse haben draussen im Schatten nur 4 Tische Platz, eine Reservierung ist empfehlenswert: 075 8520882 oder 3475727308 (Dienstags und Mittwochs geschlossen).
Von Città di Castello fahrt ihr nach eurem Besuch noch kurz Richtung Norden (Richtung Sansepolcro) bis ihr die SS3bis nach links verlasst und nun ab Lerchi bzw. Scarzola der SS2bis nach Westen folgt, in Richtung Arezzo, oder besser noch Cortona. Natürlich könntet ihr auch auf der parallel zur Superstrada verlaufenden Landstraße fahren, aber da dieser Teilabschnitt durch uninteressanten Wald läuft, würde man unnötig Zeit verlieren, denn schließlich wartet noch ein letztes Highlight auf euch: Castiglion Fiorentino.
Von Lerchi kommend seht ihr nach etwa 6,5 km rechts das erste Hinweisschild nach Citerna. Wenn ihr diese Abzweigung verpasst, es folgen noch zwei weitere. Das mittelalterliche, von Pilgern stark frequentierte Citerna zählt zu den schönsten Dörfern der Toskana und ist im Reiseführer der „Borghi più belli d´Italia“ verzeichnet. Der kleine Abstecher ist es wert!
Anschließend geht es zurück auf die SP221 bis Palazzo del Pero, einer winzigen, völlig unscheinbaren Ortschaft. Hier nun biegt ihr links auf die kurvenreiche, kleine, km-lange Waldstraße ab, die euch nach Castiglion Fiorentino führt. Es kann gut sein, dass ihr hier im Wald keiner Menschenseele begegnet.
Von Norden kommend könnt ihr – je nach Betrieb – euer Auto direkt auf dem riesigen Parkplatz abstellen, an dem ihr zwangsläufig vorbeikommt. Oder ihr findet etwas weiter unterhalb einen Parkplatz, in der Nähe des Stadttores Porta Fiorentina.
Diese alte Stadt wurde schon im 4 .- 5. Jahrhundert v. Chr. von den Etruskern gegründet, noch heute sind Teile der Stadtmauer sehr gut erhalten. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen u.a. der Palazzo Pretorio, die Pinakothek, die die Kirche S. Angelo miteinschließt, das Kloster S. Francesco, die Logge del Vasari, uvm.
Besonders schön sitzt man nach dem Aufstieg durch das Stadttor oben im Antico Caffé La Posta, an der Piazza del Municipio. Hier oben scheint die Zeit wirklich stehengeblieben und man geniesst eine wunderbare Aussicht.
Von Castiglion Fiorentino fahrt ihr nun über die recht befahrene, wenig attraktive Hauptverkehrsstrasse SR71 unterhalb an Cortona vorbei bis nach Camucia, von wo euch die Via Lauretana über S. Lorenzo und Centoia wieder zurück nach Petrignano del Lago bringt.
Tour 3 – nach Süden (ca. 122 km)
Wegstrecke: Petrignano del Lago – Gioiella – Villastrada – Moiano – San Casciano dei Bagni – Sarteano – Querce al Pino – Porto – Petrignano del Lago
Wieder starten wir mit Blick auf Weinreben…
… und Sonnenblumenfelder…
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