Spaziergang durch Orvieto
Einleitung
Wenn hier von einem Spaziergang durch Orvieto die Rede ist, meine ich das bezaubernde, historische Orvieto der Etrusker. Denn unten, im Tal, liegt das von zwei Bahnlinien und einer Autobahn durchzogene „neue“ Orvieto mit dem Namen Orvieto Scalo und seinen vielen Einkaufszentren, Tankstellen und Baumärkten. Das wunderschöne alte Orvieto, mit seinen mehr als 20.000 Einwohnern, thront majestätisch auf einem Felsplateau aus Tuffstein. Man kann es schon von Weitem erblicken.
Anreise
Mit dem Auto über die A 1 Autostrada del Sole (Mautgebühr Chiusi – Orvieto: circa 5 Euro) oder mit dem Zug ab Castiglione del Lago (Dauer 30-45 min, Fahrkarte circa 6,- Euro). Direkt hinter dem Bahnhof kann man in die kleine Zahnradbahn steigen (ca. 1,50 Euro) und die Altstadt ohne PkW erreichen. Wer fit ist, kann sogar nach der Besichtigung der Stadt den sehr steilen (!) Weg zum Bahnhof hinunterlaufen, anstatt wieder die Zahnradbahn zu nehmen.
Parken (oben)
Ich empfehle euch den großen Parkplatz auf der Piazza Cahen, da meine Backstage Tour hier beginnt und man sich nicht mühsam durch schmale und ganz schmale Einbahnstrassen quälen muss. In der Hochsaison und an besonderen Feiertagen findet man hier nicht immer eine Parkmöglichkeit. Es gibt aber auch ausgewiesene Bereiche entlang der Stadtmauern; darunter der Parcheggio Campo della Fiera, in der Via Belisario 10; ein Lift bringt euch hier zur Altstadt.
Parken (unten)
Oder ihr parkt unten im Tal hinter dem Bahnhof und fahrt mit der Funicolare, einer charakteristischen Standseilbahn, hoch zur Piazza Cahen, (von wo es im Übrigen auch eine direkte Busverbindung zum Dom gibt). Des weiteren befindet sich auf halbem Weg zwischen Tal und Stadt das Parkhaus Campo Boario, das durch Aufzüge und Rolltreppen mit dem Stadtzentrum verbunden ist; wer sich ins Stadtinnere wagt, kann überdacht in der Via Roma parken oder auf der Piazza Marconi in unmittelbarer Nähe des Domes (hier sollte man allerdings seine Parkzeit nicht überziehen, das wird teuer).
Ein wichtiger Hinweis
Beim Spaziergang durch Orvieto sollte man zwei Highlights auf keinen Fall versäumen, ich habe sie beide ans Ende meiner Tour gesetzt: den Duomo und die Orvieto Underground -Tour, eine geführte Entdeckungsreise durch die Jahrtausend alte, unterirdische Stadt, die unbedingt im Voraus gebucht werden muss, eine Stunde dauert und neben dem Dom beginnt. (Ticket: circa 7 Euro, mind. 4 x täglich.)
Nähere Infos: http://www.orvietounderground.it/index.php/de/
Andiamo!
Gleich am Parkplatz der Piazza Cohen beginnt unser Spaziergang durch Orvieto, ihr geht Richtung Nordosten, vorbei an Touristen-Informationsbüro und Seilbahnstation, zum Pozzo di S. Patrizio, dem 58,5 m tiefen Brunnen aus dem 16. Jahrhundert. Ein Infoblatt dazu gibts an der Kasse.
Wer sich wirklich für diese raffinierte Brunnenkonstruktion mit den beiden ineinander gedrehten Wendeltreppen interessiert, sollte die 5 Euro (2019) Eintrittsgeld investieren und die insgesamt 248 flachen Stufen auf sich nehmen.
Schattige Erholung nach der Brunnenbesichtigung findet ihr direkt am Ein-/Ausgang oder gleich nebenan in der mittelalterlichen Albornoz-Festung (1364), einem alten, päpstlichen Fort, das heute den öffentlichen Stadtpark Orvietos (Giardino Comunale) bildet. Von hier geniesst man einen schönen Blick auf das Tal, auf die die Stadt umschliessenden Hügel und auf Teile der Stadtmauer.
Mit bunten Blumen geschmückte Gassen und Gässchen
Unser Spaziergang durch Orvieto beginnt und ausgeruht macht ihr euch auf den leichten Anstieg der gegenüber des Stadtparks beginnenden Strasse Corso Cavour.
Nette, kleine Restaurants und dann und wann ein kleines Geschäft oder eine Bar säumen den Anfang eine der Hauptgassen ins Zentrum von Orvieto. Auf der Piazza S. Angelo, wo die gleichnamige Kirche steht (meistens geschlossen), kann man einen guten Cappuccino trinken.
Und immer weiter leicht bergan
Ihr spaziert weiter leicht bergauf bis zur Piazza Fracassini rechterhand. Hier biegt ihr rechts ab in das schmale Gässchen namens Via Marabottini Valente, wo wenige Autos mit eingeklappten Spiegeln parken. Vorbei an der rechts abbiegenden Via delle Donne geht ihr soweit, bis ihr links in die Via del Pozzo Bianco einbiegen könnt, die direkt auf die charmante Piazza del Popolo führt.
Reges Treiben auf dieser Piazza
Hier findet Donnerstags und Samstags morgens ein netter, geschäftiger Wochenmarkt statt. Rechts von euch befindet sich der auch bei Markt nicht zu übersehende Palazzo del Popolo aus dem 13. Jahrhundert mit seinen Triforen und ghibellinischen Zinnen. Heute ist der Palazzo ein modernes Kongresszentrum. Auf dieser Piazza könnt ihr euch ein bischen ausruhen, es gibt viel zu sehen: Priester, Kinder, die Fussball spielen, musizierende oder diskutierende Studenten, Schauspieler, Alt und Jung, dazwischen die Marktstände mit Obst und Gemüse, Unterwäsche, Fisch, Fleisch und Käse.
Tolle Aussichten
Dann geht ihr wieder ein Stück zurück aus der Richtung, aus der ihr gekommen seid, lasst den Palazzo in seiner Querseite hinter euch liegen und gelangt über die Via della Costituente zurück zum Corso Cavour, um dort bei der Hausnummer 87 für 3,- Euro Eintrittsgeld den mittelalterlichen, 47 m hohen Turm Torre del Moro zu besichtigen (Aufzug oder 240 Treppenstufen). Kasse und Eingang sind bei großem Andrang leicht zu übersehen, sie befinden sich vor dem Buchladen Libreria dei Sette. Gegenüber kann man umbrische Spezialitäten und Wildschwein-Panini kaufen. Nach dem Aufstieg bei hoffentlich gutem Wetter werdet ihr mit einer sagenhaften Aussicht auf die Altstadt, ihren Dom und die umbrische Weite ringsum belohnt! Natürlich kann man beim Spaziergang durch Orvieto die Torre del Moro aus auslassen.
Das Herz Orvietos
Zurück auf dem Corso Cavour, folgt ihr diesem in Richtung Piazza della Repubblica (nach Süd-Westen also), vorbei am Cashmere Factory Outlet auf der rechten Seite, bis rechts die Gasse Vicolo del Popolo abgeht und ihr links in die Via Gualverio Michelangeli einbiegt. Sie ist nach dem gleichnamigen Holzkünstler aus Orvieto benannt, was man an den kleinen Holzwerkstätten und Bottegas in dieser Gasse erkennt. Hier wird es langsam ruhiger.
Ihr biegt rechts in die Via Cipriano Manente ein, die euch direkt auf die Piazza della Repubblica führt.
Dieser großzügig angelegte Platz mit seinen Geschäften, Eisdielen und Caffés ist das Herz Orvietos. Der an manchen Tagen hier stattfindende kleine Bauernmarkt zieht viele Einheimische und Besucher an. Neben dem Rathaus (Palazzo Comunale) aus dem 12. Jahrhundert steht hier die sehr schlichte Kirche Sant´Andrea mit dem auffallenden, eckigen Glockenturm, ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert. Sie wurde auf den Fundamenten eines etruskischen Tempels gebaut und ist eine der interessantesten Kirchen Orvietos. Wenn sie nicht geschlossen ist, solltet ihr unbedingt einen Blick hinein werfen und, sofern möglich, an einer Führung durch die unterirdischen Ruinen teilnehmen.
Schuhe nach Maß gesucht? Ein kleiner Tipp…
Bevor ich euch nun auf den Weg zum Highlight des Tages, dem „Duomo“ macht, noch ein kleiner Tipp für einen nicht allzu weiten Abstecher: Schuster Federico Badia in der Via Giuseppe Garibaldi, 27 fertigt Schuhe nach Maß! Wer ein paar schöne, italienische, handgefertigte Lederschuhe sucht, ist hier an der richtigen Adresse.
Doch zurück zur Piazza della Repubblica, hier müsst ihr euch entscheiden: entweder ihr lauft mit dem Touristenstrom über den Corso Cavour zurück nach Nordosten bis rechts die Via del Duomo abzweigt.
Oder ihr nehmt wieder die Via Cipriano Manente zurück, an deren nächsten T-Kreuzung biegt ihr links ab in die Via Luca Signorelli, die gleich anschließend einen Rechtsknick macht und am Ende auch in die Via del Duomo mündet. Wie der Name sagt, führt diese Gasse zum Dom.
Lust, ein kleines Start-up zu unterstützen?
Auf dem Weg zur Via del Duomo, im Corso Cavour 3, liegt etwas versteckt, in einem Hinterhof, aber gut ausgeschildert, ein interessantes, sehr kleines Art-Design-Bike Geschäft, ein Start-up dreier junger Italiener mit dem Namen Ciclo Stile. Man erkennt es an den vor dem Eingang parkenden Fahrrädern.
Der schönste gotische Dom Italiens
In der Via del Duomo seid ihr leider nicht mehr alleine unterwegs, alle Wege führen zum Duomo und zur gleichnamigen Piazza del Duomo. Und…auf einmal steht er vor euch! In all seiner Pracht!
Für den Besuch des Duomo sollte man etwa 20 min einplanen, Eintrittskarten gibts nebenan im Museo Emilio Greco, 4 Euro für den Dom alleine, 5 Euro für Museum und Dom. Die grandiose Aussenarchitektur zählt zu den spektakulärsten Bauwerken in ganz Italien, besonders nachmittags lässt sich die Fassade mit tollen Lichteffekten fotografieren, man könnte Stunden davor verbringen und sie studieren… Das Innere der Kathedrale scheint im ersten Augenblick nicht so interessant, aber …. aufgepasst…für Kenner der Kunstgeschichte ist die im Dom befindliche Capella Brizio mit den sagenhaften Fresken von Luca Signorelli ein absolutes MUSS.
Gleich drei Museen an einem Ort
Das kleine Museo Emilio Greco neben dem Dom ist dem Werk des Bildhauers Emilio Greco gewidmet, er hat die monumentalen Türen des Domes geschaffen. Kunst und Skulpturen dieses Künstlers sind Geschmacksache.
Für meine Begriffe wesentlich interessanter sind die beiden Museen gegenüber des Domes, das Museo Claudio Faino und das Museo Civico. Dieser elegante, historische Palazzo steht voller etruskischer Artefakten, alle mit ganz eigenem, für die Region typischen Charme und doch jedes für sich einzigartig. Ein ganz besonderes Erlebnis ist es jedoch, von der Witwenbank aus der 3. Etage die Mosaiken der Domfassade aus nächster Nähe zu betrachten (es gibt einen Aufzug). Auch die Decken im Museum sind beeindruckend. Die Ausstellung im Erdgeschoss (Museo Civico) besteht aus von der Stadt Orvieto im 19. Jahrhundert zusammengetragenen Antiquitäten in 3 Räumen. (Es gibt nur eine Eintrittskarte für beide Museen zusammen: 10 Euro).
Orvieto Underground – eine unterirdische Entdeckungsreise
Unser Spaziergang durch Orvieto endet eigentlich am Dom bzw. bei den Museen. Ich hoffe, ihr habt noch Lust und Kraft, in dieses faszinierende 3000 Jahre alte Höhlenlabyrinth hinabzusteigen! Es lohnt sich und ihr werdet es nicht bereuen! Startpunkt gegenüber vom Museo Emilio Greco (siehe oben).
Hunger?
Stadtentdecker müssen essen und trinken!
Hier ein paar Tipps (bitte vorab die Öffnungszeiten checken)
♦︎ das Ristorante/ Trattoria La Pergola,Via Magoni 9B
(schon immer ein Familienbetrieb, zentral gelegen, moderne und bunte Holzeinrichtung, einfache typisch umbrische Küche, hervorragende lokale Weine).
♦︎die Trattoria La Grotta, Via Luca Signorelli 5.
(typische orvietanische Küche, gutes Preis-Leistungsverhältnis, freundliches Personal).
♦︎ La Bottega Roticiani, Piazza Sant´Angelo 1
(Metzger & Streetfood, traditionelle antike umbrische Gerichte, ohne viel Schnickschnack, Hausmannskost).
♦︎ das Ristoria dei Monaldeschi, Piazza Monaldeschi 1
(Familienbetrieb, GLUTENFREE, bekannt für seine riesengroßen, guten Pizzen).
☛ nicht empfehlenswert: Bistrò Mercanda, Via Giuseppe Garibaldi 10
VINO: Noch besser schmeckt´s mit einem Glas weißen, halbtrockenen bis trockenen Orvieto Classico, dessen Rebsorten i.d.R. aus zwei Regionen stammen: Trebbiano /Toskana (lokal auch „Procanico“ genannt) und Grecchetto /Umbrien. Er und seine süße Variante Abboccato (Dessertwein) zählen zu den Haupterwerbsquellen der Orvietaner.
Alle Besichtigungspunkte im Überblick:
⋄ Pozzo di S. Patrizio, Piazza Cohen (Parkplatz)
⋄ Albornoz-Festung im Giardino Comunale, Piazza Cohen (Parkplatz)
⋄ Palazzo del Popolo, Piazza del Popolo, 1 (ganztags geöffnet)
⋄ Torre del Moro, Corso Cavour, 87 (tägl. 10.30 – 16.30 h)
⋄ Piazza della Repubblica
⋄ Kirche Sant´Andrea, Piazza Della Repubblica
⋄ Duomo (und Capella Caprizio), Piazza del Duomo, 26
⋄ Museo Emilio Greco, Piazza del Duomo, (täglich 9.30 – 19.00 h)
⋄ Museo Faina & Museo Civico, Piazza del Duomo, (täglich 10.00 – 17.00 h)
⋄ Orvieto Underground, Piazza del Duomo, 23 (tägl. 10.30-12.30 h, 15.30-17.30 h)
⋄ Ciclo Stile, Art-Design-Bike, Corso Cavour, 3
⋄ Federico Badia, Schuhe nach Maß, Via Giuseppe Garibaldi, 27
☛ Bedenkt, dass sich die Öffnungszeiten in Italien schon mal ändern können, einfach so…