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Der Syrah di Cortona

Die Trauben-Sorte Syrah in der hiesigen Weinregion um Cortona verdient besondere Beachtung, da die Winzer derzeit versuchen, den her-vorragend schmeckenden Syrah DOC in einen DOCG Rotwein zu verwandeln – eine Entwicklung, die sich über mehrere Jahre hinzieht und nicht ganz einfach ist. Vorbild dafür ist der berühmte „Brunnello di Montalcino“. (DOC steht auf italienischen Weinflaschen für „Denominazione di Origine Controllata“ und ist eine Bezeichnung für herkunftskontrollierte Weine bestimmter Anbaugebiete, während DOCG die höchste Klassifizierungsstufe italienischer Weine bedeutet.)

Die Syrah-Traube ist mit 80% eine der am häufigsten vorkommenden Rebsorten im Anbaugebiet von Cortona. In einem klassischen Syrah Rotwein sind garantiert immer 85% – 100% Syrahtrauben enthalten, und aufgrund ihrer Struktur hat dieser Wein ein hohes Alterungspotential. 

Die klassische Syrah Traube

Die Geschichte der Syrah-Traube

Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit stammt die Traubensorte ursprünglich aus dem französischen Rhônetal. 

Ende des 18. Jh. kehrte Graf von Montecarlo di Lucca von einer Reise nach Frankreich zurück und brachte die Rebsorte in einer Privat-sammlung in den Casentino, ein Gebirgstal in der Provinz Arezzo, von wo sie schließlich nach Cortona gelangte.

Es gilt als erwiesen, dass sich die Familie Miraglia im Jahr 1880 mit der Syrah-Traube beschäftigte, denn als sie das Weingut Podere Bellosguardo in Pratovecchio bei Arezzo kaufte, stellte sich heraus, dass es die Rebsorte dort schon um 1700 gegeben haben musste.

Hier geht es zum Podere Bellosguardo: https://bellosguardowines.it/la-nostra-storia/

1960 entdeckten weitere Privatunternehmen die Rebsorte in ihren Weinbergen und beschlossen, nachdem sie Untersuchungen über ihren genetischen Ursprung angestellt hatten, sie zu kultivieren. Das Bedeutendste dieser Privatunternehmen war die Fattoria Manzano mit einer Anbaufläche von 30 Ha (heute nennt sie sich: Tenimenti Luigi d´Alessandro) .

Hier seht ihr die beeindruckende Ex-Fattoria Manzoni: https://www.tenimentidalessandro.it/

Die Siebziger Jahre

Anfang der 70er Jahre wurden mit Hilfe von Professor Attilio Scienza und der Universität Mailand die Boden- und Klimaeigenschaften des Gebiets rund um Cortona eingehend untersucht. Man stellte fest, dass das Territorium um Cortona tiefer liegt als das der Rhone, und dass das Ackerland in den Ortsteilen Terontola, Ferretto und den sog. Cappezzine tendenziell mehr Sand aufweist, während westlich von Cortona der Lehmanteil überwiegt. Da die Syrah-Traube mittelschwere Böden mit ausreichend Feuchtigkeit bevorzugt, waren dies also durchaus gute Bedingungen für den Anbau dieser Rebsorte hier in Cortona.

Ein erfolgreiches Experiment

Am Ende dieser umfangreichen Studien wurde ein als „Experiment“ definierter Weinberg mit verschiedenen Syrah-Sorten und – Klonen bepflanzt, um herauszufinden, welche von ihnen sich am besten mit dem Mikroklima von Cortona vertragen, denn es hatte sich heraus-gestellt, dass sich das Klima von Cortona kaum von demjenigen der Rhône-Küste unterschied.

Während die Reben im Rhône-Gebiet als Bäumchen gezüchtet werden, wachsen sie in Cortona flach, und der Anbau hier erfolgt in einer Höhe von 250 – 600 m ü.M., derjenige unter 250 m wird nicht ernstgenommen.

Noch ein Highlight

Das nächste Highlight in der Geschichte des Syrah di Cortona war 2004 die Teilnahme der einheimischen Winzer am ersten weltweiten Treffen aller Syrah-Produzenten in Rom. Hier wurde der „Syrah-Club“ gegründet, den es bis heute gibt.

2023 gelang es der ortsansässigen Genossenschaft (Consorzio vini Cortona) erstmals, einen von mehreren Weinproduzenten gemeinsam erzeugten Syrah herzustellen. Es sieht demnach so aus, als wäre dieser Wein auf einem guten Weg…

Drücken wir also dem zukünftigen Syrah DOC-G die Daumen!

Für Weinliebhaber und solche, die es werden wollen, geht es hier zu einem interessanten „wine-dine & shine „- Angebot: https://casalauretana.com/de/shuttle-service-wein-events-gourmet-anlaesse/

Biologischer Weinanbau

Vom Mittelalter bis zum Zweiten Weltkrieg herrschte in der Toskana noch die sog. Naturalpacht (mezzadria), d.h. der Pachtzins für landwirt-schaftliche Nutzflächen wurde nicht als Geldbetrag bezahlt, sondern in Form von auf der Fläche oder dem Betrieb erwirtschafteten Gütern. Die Bauern pflanzten also schon damals ihre Trauben entlang der Ränder der gepachteten Äcker, weil sie dort erwirtschaftete Produkte selbst konsumieren durften. So konnte sich in der Toskana – anders als beispielsweise in den Langhe in Piemont – der „vino biologico“ schon damals entwickeln.

Wissenswertes zum Syrah Wein heute

Lagerung: Seit einigen Jahren wird dieser Wein nicht mehr in Beton-, sondern wieder in Holzfässern gelagert. Apropos Lagerung: Jetzt , 2024, zählen die Syrah Jahrgänge 2006 und 2010 zu den absoluten Topweinen!

Temperatur: Inzwischen hat sich die Erkenntnis etabliert, dass die Temperatur wie eine Zutat zum Wein gehört. In der Regel wird Syrah bei 19-20°C getrunken, nur wenn man sich in einem wärmeren Ambiente aufhält,  sind auch 14-15°C erlaubt.

Gläser: Von sog. Ballongläsern raten Weinkenner ab – hier nimmt man eher solche Weingläser, die nach oben wachsen.

Aromen: Zu den wesentlichen Aromen des Syrah zählen Veilchen, Johannesberren, Pflaumen, Lakritz, schwarzer Pfeffer, Schokolade und Leder.

Wozu servieren? Dieser Wein passt sehr gut zu Trüffel und harmoniert hervorragend mit Fleisch-gerichten wie Braten, Grillfleisch, Spiesse, Lamm und Wild.

Ein typisches lokales Trüffel Gericht mit Rindfleisch: tagliata al tartufo

Zu den 10 besten Syrah Weinen von Cortona zählen (2023):

Syrah 2020 – Stefano Amerighi

Cuculaia 2019 – Fabrizio Dionisio

Crano 2019 – Baldetti

Syrah 2020 – Il Fitto

Syrah ‘0,618’ 2020 – Leuta

Pietro 2018 – Stefania Mezzetti

Syrah 2021 – Cantine Faralli

Syrah 2022 Laudario –  I Vicini

Bocca di Selva 2020 – Tenuta Angelici

DI EGO 2019 – Roberta Pasini